Sensory Processing Sensitivity (SPS)

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Sensory Processing Sensitivity (SPS)

Outdoor Team Powerfreak
Veröffentlicht von Ralf Kahl in über uns · Sonntag 21 Jan 2024
Tags: hochsensibel
--> geschätzte Lesezeit beträgt 20 Minuten

Sensory Processing Sensitivity (SPS)
...du, ja dich meine ich, lieber Leser. Du bist einzigartig. Du bist etwas Besonderes.

Der Fachbegriff für hochsensible Menschen lautet "Sensory Processing Sensitivity" (Sensitivität der Sinnesverarbeitung) oder kurz "SPS". Dieser Begriff wurde von Dr. Elaine Aron geprägt, einer Psychologin und Pionierin auf dem Gebiet der Hochsensibilität. Sie definierte Hochsensibilität als eine angeborene Eigenschaft des Nervensystems, bei der Menschen tiefer und intensiver auf Reize reagieren.

Ist SPS ein Fluch oder ein Segen?

In unserer heutigen schnelllebigen und oft viel zu lauten Welt sind hochsensible Menschen wie Orchideen inmitten einer Betonlandschaft. Sie nehmen die Welt um sich herum auf eine tiefere und intensivere Art und Weise wahr als die meisten Menschen. Obwohl es für sie manchmal schwierig sein kann, in einer Ellenbogengesellschaft zu bestehen, sollten sie ihre Hochsensibilität als eine außergewöhnliche Gabe betrachten. In diesem Blogbeitrag werden wir genauer darauf eingehen, was Hochsensibilität bedeutet und warum sie hochsensible Menschen zu wunderbaren Individuen macht. Ich gehöre auch dazu und versuche das Wort "leider" nicht hinzuzufügen.

Es ist richtig, dass hochsensible Menschen oft eine Präferenz für tiefere und intensivere zwischenmenschliche Beziehungen haben. Sie neigen dazu, Beziehungen sorgfältig auszuwählen und sich auf wenige, aber dafür enge und vertrauensvolle Freundschaften zu konzentrieren. Dies war für mich ein langer Lernprozess, der sich aber inzwischen absolut bestätigt hat. Auch dazu kann ich gerne ein Beispiel nennen, meine Frau und meinen besten Freund Carsten, den ich tatsächlich mein Leben lang kenne. Die Hürden mir näher zu kommen, sind in der Regel sehr hoch. Dieser Schutz hat sich im Laufe der Zeit als sehr hilfreich herausgestellt. Viele Erfahrungen haben mir gezeigt, dass ich Menschen nicht wirklich mag, wenn sie so angepasst und egoistisch, heuchlerisch und falsch sind. Dies ist auch ein Grund, warum ich mich bei größeren Veranstaltungen immer sehr unwohl fühle und diese aus den folgenden Gründen sehr oft meide:

Überstimulation und Erschöpfung:
Hochsensible Menschen nehmen Reize intensiver wahr und können schneller von übermäßigen sozialen Interaktionen überstimuliert und emotional erschöpft werden. Größere Menschengruppen oder oberflächliche Kontakte können daher belastend sein. Durch die Begrenzung der Anzahl von Freunden können sie ihre Energie besser erhalten und sich auf tiefere Verbindungen konzentrieren.

Bedürfnis nach Authentizität und Tiefe:
Hochsensible Menschen schätzen in der Regel authentische und bedeutungsvolle Beziehungen. Sie legen Wert auf emotionale Unterstützung, Verständnis und Einfühlsamkeit. Daher wählen sie oft Freundschaften aus, die ihnen diese Art von Verbindung bieten können.

Sensibilität für Subtilitäten:
Hochsensible Menschen sind oft sehr sensibel für subtile emotionale Signale und nonverbale Kommunikation. Sie suchen daher oft Freundschaften, in denen sie diese Feinheiten erkennen und darauf reagieren können. Dies kann bedeuten, dass sie sich auf wenige, aber dafür tiefe und erfüllende Freundschaften konzentrieren.

Warum uns Rituale so wichtig sind:

Uns ist aus Erfahrung bekannt, dass hochsensible Menschen Veränderungen oft intensiver wahrnehmen und darauf reagieren. Sie können eine höhere Empfindlichkeit gegenüber Veränderungen in ihrer Umgebung, ihrem Alltag oder ihren Routinen haben. Diese erhöhte Sensibilität kann dazu führen, dass Veränderungen als belastend oder überwältigend wahrgenommen werden.

Rituale können für hochsensible Menschen eine Möglichkeit sein, mit Veränderungen umzugehen und eine gewisse Stabilität und Sicherheit zu schaffen. Indem sie bestimmte Rituale und Routinen beibehalten, können sie eine Art "Anker" in ihrem Leben schaffen, der ihnen Halt gibt und ihnen hilft, sich sicherer und stabiler zu fühlen. Hier sind einige Gründe, warum hochsensible Menschen dazu neigen, Rituale zu nutzen, um mit Veränderungen umzugehen:

Stabilität und Vorhersehbarkeit:
Rituale bieten hochsensiblen Menschen Stabilität und Vorhersehbarkeit in einer sich ständig verändernden Welt. Sie können ein Gefühl von Kontrolle und Sicherheit vermitteln, wenn andere Aspekte des Lebens unsicher oder chaotisch sind.

Emotionale Regulation:
Rituale können helfen, emotionale Regulation zu fördern und Stress abzubauen. Durch das Durchführen von bekannten und vertrauten Handlungen können hochsensible Menschen ihre Emotionen besser regulieren und sich beruhigen.

Orientierung und Anpassung:
Rituale dienen auch als Orientierungshilfe und Unterstützung bei der Anpassung an Veränderungen. Sie bieten einen Rahmen und eine Struktur, die es hochsensiblen Menschen erleichtern können, sich in neuen Situationen zurechtzufinden und sich anzupassen.

Rituale sind somit für uns eine hilfreiche Strategie, um mit Veränderungen umzugehen, solange sie nicht zu einer übermäßigen Einschränkung oder Zwanghaftigkeit führen. Es ist wichtig, dass hochsensible Menschen flexibel bleiben und sich anpassen können, wenn Veränderungen unvermeidlich sind.

Wenn ich in unsere Familienchronik schaue, kann ich immer wieder gut erkennen, von welcher Linie aus uns SPS vererbt worden ist. Hochsensibilität ist keine Krankheit oder Störung, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal, das bei rund 15-20% der Bevölkerung vorkommt. Hochsensible Menschen haben ein Nervensystem, das besonders empfindlich auf Reize reagiert. Sie nehmen subtile Details wahr, haben eine intensive emotionale Reaktion und verarbeiten Informationen tiefer als andere. Diese erhöhte Empfindlichkeit erstreckt sich auf Sinneswahrnehmungen wie Geräusche, Gerüche, visuelle Eindrücke und sogar zwischenmenschliche Beziehungen. Auch wir haben SPS an eine unserer Töchter weiter vererbt. Auch wir mussten erst lernen, wie man SPS erkennen kann und wie man mit diesen besonderen Menschen umzugehen hat, es ist manchmal nicht ganz einfach. Ich sage dann immer den Betroffenen, an dir ist ein Engel verloren gegangen. Obwohl die Hochsensibilität eine wertvolle Gabe ist, können hochsensible Menschen auch mit einigen Herausforderungen konfrontiert werden. Sie sind oft anfällig für Reizüberflutung, Stress und emotionale Erschöpfung. Es ist wichtig, dass sie Strategien entwickeln, um ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Dazu gehören unter anderem Selbstfürsorge, die Schaffung von Ruheoasen, das Setzen von Grenzen und die Pflege von sozialen Beziehungen, die Verständnis und Unterstützung bieten. Es ist ein ewiger Lernprozess und auch ein sehr anstrengender Prozess. Für meinen Lieblingsonkel kam damals jede Hilfe zu spät. Ich war noch zu jung und unerfahren auf diesem Gebiet, so dass ich viel zu spät den Zusammenhang erkannt hatte. Er suchte seinen "Trost" und die "Ruhephasen" im Alkohol, wodurch sein Leben ein tragisches Ende fand. Heute weiß ich, dass auch er von SPS betroffen war. Für mich persönlich, waren Oma und Opa schon immer meine "Eltern" gewesen, denn von Ihnen habe ich immer die Liebe erhalten, wie man es von Eltern erwarten sollte. Mein Erzeuger hat sich nie um uns (meine Schwester und mich) auch nur einen Dreck gekümmert und hat uns eiskalt im Stich gelassen, so dass es meine Mutti nicht mehr einfach hatte im Leben. Wir haben dadurch im Leben viele Erniedrigungen ertragen müssen, so traten unzählige Fremde, bis hin zu unerträglichen Menschen, in unser Leben. Dass die Mauer damit immer höher wurde, ist nur eine Folge daraus. Gott sei Dank kann man nicht vermissen, was man bis dahin nie hatte. Eine richtige Familie. Nicht nur aus diesem Grund ist es immer wieder sehr wichtig, sich an den Stärken von hochsensiblen Menschen zu orientieren.

Ach, was wird der Leser jetzt von mir denken? Vielleicht kann ich dir alles an einem kleinen Beispiel veranschaulichen. Ich nenne es immer meine Folterjahre, wenn ich daran zurückdenke. Könnt ihr euch heute vorstellen, dass ein Kind, nur weil es etwas nicht essen mag, einfach, weil es nicht schmeckt, oder was für ein Grund auch immer, dazu gezwungen worden ist, sich vor einem Spiegel (meist in der Schlafstube) zu setzen und erst wieder herauszukommen, wenn der Teller leer ist. So stopfte ich alles in meine Backen und begann das sogenannte Mampfen, bis es mir schlecht wurde. Oft blieb mir nur die Erlösung und ich konnte diesen vollen Mund ins WC ausspucken, was meist einen zusätzlichen Brechreiz ausgelöst hat. Das ist ein Erlebnis, welches mehrfach in der Woche vorkam. Das ist ein Beispiel von psychischer Folter. Physisch wurde es immer dann, wenn ich spürbaren Kontakt zu Gürtelschnallen, Schuhanzieher und Teppichklopfer bekam, den sicherlich heutzutage kaum noch jemand kennt. Keiner meiner beiden Elternteile hat jemals diese Situationen entschärft, oder gar verhindert. So zog ich mich immer mehr in meine eigene kleine heile Welt zurück. Oft wurde ich als kleines Kind "abgeschoben" zu Oma und Opa nach Untermhaus. Dort erhielt ich die Liebe und Aufmerksamkeit, die man einem Kind entgegenbringen sollte. Ich lernte, wie sich Familie anfühlen kann. Es war auch ein Ort, zu dem es mich immer wieder hingezogen hat. Ganz im Gegensatz zu den anderen Großeltern aus Ilmenau. Dort durfte ich ein Erlebnis der besonderen Art machen, an welches ich mich bis heute erinnere, aber bis auf eine Ausnahme, ich noch nie jemanden davon erzählt habe. Nacht für Nacht schlief ich auf Grund von Platzmangel im Bett vom Opa. Nacht für Nacht spürte ich seine Hände an meinen intimsten Bereichen. Immer wieder hat er mich berührt, wo man Kinder ganz sicher nicht berühren sollte. Ich habe aus Angst geschwiegen. Wie würde der Erzeuger reagieren? Mich schlagen und der Lüge bezichtigen? Also schwieg ich und es entstand ein Geheimnis, welches ich bis heute sicher aufbewahrt habe. Wie viel Demütigung kann ein kleines Kind ertragen, und wie habe ich es eigentlich geschafft, dies zu ertragen? Diese Frage stelle ich mir jeden Tag aufs neue, wenn ich meine Augen öffne. An dem Tag, als er dann gestorben ist, wurde meine Schwester geboren. Also frage mich niemals nach den schönen Erlebnissen in meiner Kindheit, diese gab es mit Sicherheit, jedoch kann ich diese Frage nicht mehr beantworten, weil ich mich nicht mehr erinnern kann. Ein kleines Erlebnis hat sich aber dann doch in mein Gedächtnis eingebrannt. Wir fuhren als Familie mit unserem Saporoshez nach Imenau (oder auch woanders hin), da schnitt ein anderes Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit unseren Weg, damit er die Ausfahrt noch erreichen kann, von der linken Spur fuhr er haarscharf vor unseren Auto vorbei. Dies war das erste mal in meinem Leben, dass ich dachte, warum sind wir nicht schneller gefahren? Ebenso kann ich mich heute jedoch noch sehr genau erinnern, dass ich, kurz bevor mein Erzeuger ausgezogen ist, zu ihm sage: "Ich bin froh, wenn du gehst." Darauf bin ich bis heute noch stolz, dass ich damals diesen Mut dazu gefunden habe. Also kann man von dieser Seite schon einmal nichts mehr erwarten, von Liebe ganz zu schweigen. So ergab es sich, dass viele neue Menschen, ich nenne sie mal Typen, bei uns ein und aus gegangen sind. Die Demütigungen nahmen dadurch kein Ende, sondern erst seinen erneuten Anfang. Einer war sogar so dreist, den habe ich beim Durchwühlen meines Zimmers erwischt, wie er in die Schubkästen und überall hinein gesehen hat. Damit hat nicht nur er, meine Privatsphäre aufs übelste verletzt. Da ich zu dem Zeitpunkt schon älter war, stellte ich diesen Menschen zur rede, mit dem Erfolg einen Faustschlag abzufangen. Ja, dass alles hat bis dahin mein Leben geprägt, wobei sicher die schönen Momente, die es vielleicht auch gab, kräftig in den Hintergrund getreten sind. Mir fehlte es dadurch oft an Selbstbewusstsein und ich bin mehr oder weniger ein Einzelgänger geworden. Wie viel Achtung wurde mir als Kind gegeben? Wenn ich mich als Kleinkind bereits unerwünscht fühlte, kann man sich nur fragen, wie wenig Wertschätzung meine Mutter für mich hatte, als sie mich noch in ihrem Bauch trug? (Spondylolisthesis, Prätermingeburt, Bikuspide Aortenklappe). Bis heute lasse ich nur wenige Menschen an mich heran. Das Schöne an diesen Erlebnissen ist, dass ich echte Freunde habe, die ich nun schon mein Leben lang kenne. Meinen besten Freund Carsten zum Beispiel, kenne ich seit meinem ersten Lebensjahr, als unsere Omas uns gemeinsam mit dem Kinderwagen geschoben haben. Ja, da sind sie wieder, die schönen Erinnerungen. Kommen wir also jetzt noch zu einem Menschen, dem ich ganz viel Dank schuldig bin. Es war nicht immer leicht mit mir, aber mit der Zeit und den Erinnerungen, kamen auch das Verständnis und die Kraft, an meiner Seite zu stehen. Zum Anfang stoß auch sie oft auf Unverständnis, weil viele Sachen mir schwergefallen sind, besondern wenn es um größere Menschengruppen ging. Heute nun, nach den vielen Jahren sind wir beide als ein festes Team zusammengewachsen, danke dass du immer an mich geglaubt hast. Nicht mehr lange und wir werden 38 Jahre verheiratet sein. Zusammen als Paar sind wir ja bereits über 40 Jahre. Danke Trautchen. Am 14. Juni 2004 und am 8. November 2012 haben meine geliebten (Groß)eltern uns verlassen, doch ihre Liebe und Hingabe haben meine Kindheit geprägt und uns zu der Familie gemacht, die wir heute sind. Wir sind zutiefst dankbar für die Liebe, die ihr uns geschenkt habt. Ihr wart unser Anker, der uns stets den nötigen Halt gab. Ihr habt mir gezeigt was Familie bedeutet.

Hier möchte ich dir gerne, lieber Leser, ein paar Stärken hochsensibler Menschen mit an die Hand geben:

Empathie und Mitgefühl:
Hochsensible Menschen haben die Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer Menschen hineinzuversetzen und tiefe Empathie zu entwickeln. Sie sind oft gute Zuhörer und können anderen Menschen Trost und Unterstützung bieten.

Kreativität:
Die intensive Wahrnehmung von hochsensiblen Menschen ermöglicht es ihnen, subtile Nuancen und feine Schönheit zu erkennen, die anderen entgehen. Dadurch sind sie oft besonders kreativ und können ihre Emotionen und Eindrücke auf vielfältige künstlerische Weise ausdrücken.

Tiefgründigkeit:
Hochsensible Menschen denken oft über das Leben und die Welt um sie herum nach. Sie stellen tiefgründige Fragen und betrachten Situationen und Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln. Dadurch können sie neue Einsichten und Lösungen finden.

Intuition:
Hochsensible Menschen verlassen sich häufig auf ihre Intuition und ihr Bauchgefühl. Sie haben die Fähigkeit, subtile Hinweise und Signale wahrzunehmen, die andere möglicherweise übersehen. Dadurch treffen sie oft fundierte Entscheidungen.

Wie ich schon einleitend geschrieben hatte, wird Hochsensibilität oft als eine vererbte Eigenschaft betrachtet. Studien haben gezeigt, dass Hochsensibilität in Familien häufiger vorkommt. Es gibt Hinweise darauf, dass die Vererbung von genetischen Merkmalen und neurologischen Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von Hochsensibilität spielt. Die Forschung hat gezeigt, dass bestimmte Gene, die mit der Verarbeitung von Neurotransmittern wie Dopamin und Serotonin in Verbindung stehen, mit Hochsensibilität in Verbindung gebracht werden können. Zum Beispiel wurde eine Variante des Gens 5-HTTLPR, das für den Serotonintransporter kodiert, mit erhöhter Empfindlichkeit in Bezug auf emotionale Reize in Verbindung gebracht.

Es ist jedoch für uns sehr wichtig, anzumerken, dass Hochsensibilität nicht allein durch genetische Faktoren bestimmt wird. Die Umwelt und persönliche Erfahrungen spielen ebenfalls eine Rolle bei der Entwicklung und Ausprägung dieses Merkmals. Es ist eine komplexe Wechselwirkung zwischen Genetik und Umweltfaktoren, die letztendlich zur Hochsensibilität führt. Somit ist Hochsensibilität ein Kontinuum und dass nicht alle hochsensiblen Menschen die gleichen Ausprägungen haben müssen. Es gibt unterschiedliche Grade und Facetten der Hochsensibilität, die individuell variieren können. Als Beispiel kann ich gerne auf die 2 Weltkriege verweisen, die mein Opa und meine Oma durchleben mussten, dies hat natürlich andere Auswirkungen als für hochsensible Menschen der Nachkriegsgenerationen.

Auch ich wurde leider nicht verschont. Es gibt Hinweise darauf, dass hochsensible Menschen möglicherweise anfälliger für Depressionen sein können als Menschen, die nicht hochsensibel sind. Allerdings ist es für mich sehr wichtig, zu betonen, dass Hochsensibilität an sich keine psychische Störung ist und nicht automatisch zu Depressionen führt. Die Beziehung zwischen Hochsensibilität und Depressionen ist komplex und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Bei mir kam der nicht enden wollende Stress einer gewissenlosen ausbeuterischen Struktur eines Callcenters hinzu. Ich selber bezeichne solche Unternehmen immer als moderne Sklavenfarmen in einer über Leichen gehenden kapitalistischen Ausbeutergesellschaft.

Einige mögliche Gründe, warum hochsensible Menschen anfälliger für Depressionen sein könnten, sind:

Reizüberflutung und Überstimulation:
Hochsensible Menschen nehmen Reize intensiver wahr und können schneller überfordert sein. In einer Welt, die oft laut, hektisch und überwältigend ist, können sie leichter von negativen Umweltbedingungen beeinflusst werden, was ihr Risiko für Depressionen erhöhen kann.

Emotionale Sensibilität:
Hochsensible Menschen erleben Emotionen intensiver und tiefer. Dies kann bedeuten, dass sie stärker auf negative Emotionen reagieren und anfälliger für depressive Symptome sind.

Negative Umwelterfahrungen:
Hochsensible Menschen können empfindlicher auf traumatische Ereignisse oder stressige Lebensumstände reagieren. Wenn sie mit schwierigen Situationen konfrontiert werden, kann dies ihr Risiko für Depressionen erhöhen.

Eine für mich besondere Eigenschaft ist das Bedürfnis nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Gerade in dieser Gesellschaft der täglichen medialen Lügen ist es schwer, für mich zu bestehen, denn es ist bekannt, dass hochsensible Menschen ein starkes Bedürfnis nach Ehrlichkeit und Gerechtigkeit haben. Aufgrund ihrer ausgeprägten Empfindsamkeit nehmen sie Lügen, Unehrlichkeit und Ungerechtigkeit oft intensiver wahr und reagieren darauf mit starken emotionalen Reaktionen.

Hier habe ich einige Gründe für dich, warum hochsensible Menschen Schwierigkeiten mit Lügen und Ungerechtigkeit haben:

Authentizität und Ehrlichkeit:
Hochsensible Menschen sind in der Regel sehr authentisch und ehrlich in ihrem Denken und Verhalten. Sie schätzen auch Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in anderen. Wenn sie mit Lügen konfrontiert werden, fühlen sie sich oft verletzt und enttäuscht.

Sensibilität für Ungerechtigkeit:
Hochsensible Menschen sind oft sehr sensibel für Ungerechtigkeiten und unfair behandelt zu werden, sei es in zwischenmenschlichen Beziehungen oder in der Gesellschaft im Allgemeinen. Sie empfinden es als schwerwiegendes Ungleichgewicht und können emotional stark darauf reagieren.

Emotionaler Stress:
Lügen und Ungerechtigkeit können bei hochsensiblen Menschen zu starkem emotionalen Stress führen. Sie nehmen die emotionale Disharmonie, die durch solche Situationen verursacht wird, intensiver wahr und können darunter leiden.



Diesen Blogeintrag möchte ich mit vier wichtigen Sätzen vorerst beenden. Es ist ziemlich intensiv für mich, sich als Betroffener mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

1. Wenn die Welt nur noch aus Lügen besteht, wird die Wahrheit das Einzige sein, was niemand mehr glauben wird.

2. Wenn jemand das Gefühl hat, dass er an Depressionen leidet oder Hilfe benötigt, ist es ratsam, professionelle Unterstützung von einem Therapeuten oder Psychiater zu suchen. Eine angemessene Diagnose und Behandlung können dazu beitragen, das Wohlbefinden und die Lebensqualität zu verbessern.

3. Es ist wichtig zu beachten, dass jeder Mensch, unabhängig von der Hochsensibilität, ein starkes Wahrheitsverhältnis haben kann sowie Schwierigkeiten mit Lügen und Ungerechtigkeit. Hochsensible Menschen haben jedoch aufgrund ihrer intensiveren Wahrnehmung und Empfindsamkeit möglicherweise eine erhöhte Sensibilität für diese Themen. Es kann hilfreich sein, dass hochsensible Menschen Strategien entwickeln, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Dazu gehören zum Beispiel die Schaffung von klaren Kommunikationsregeln in zwischenmenschlichen Beziehungen, das Aufrechterhalten von eigenen moralischen Werten und das Engagement für Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Vielleicht war dies auch ein Grund, warum ich als ehrenamtlicher Richter auf dem Landgericht Gera tätig war.

4. "Sensory Processing Sensitivity" ist mit Sicherheit keine Schwäche, wenn man weiß diese "Gabe" zu nutzen, um sie in eine Stärke umwandeln zu können. Es ist an der Zeit, dass wir uns als Gesellschaft kollektiv reflektieren und überdenken, was wirklich wichtig ist. Wir sollten uns unserer Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen bewusst werden, sowohl lokal als auch global. Statt uns in einem Teufelskreis von Selbstsucht und Oberflächlichkeit zu verlieren, sollten wir uns auf das konzentrieren, was uns als Menschen verbindet: Empathie, Mitgefühl und Solidarität. Denn diese "Gabe" ist bei SPS Betroffenen besonders ausgeprägt.

5. Vielleicht hat alles noch viel tiefere Ursachen, welche sich unbewusst manifestiert haben. Sei es durch Trauma oder auch durch das Schweigen der Großeltern und Eltern. Wenn du, lieber Leser, es bis hierhin geschafft hast, gebe ich dir gerne auch einen anderen Gedanken mit auf deine Reise. Empfehlung: Das Erbe der Kriegsenkel: Was das Schweigen der Eltern mit uns macht (Autor Matthias Lohre)



Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, für einen kurzen Moment in mein Leben einzutauchen.


Quellen:
Aron, E. N. (1997). The Highly Sensitive Person: How to Thrive When the World Overwhelms You. Broadway Books.
Pluess, M., & Belsky, J. (2013). Differential susceptibility to rearing experience: The case of childcare. Journal of Child Psychology and Psychiatry, 54(4), 368-374.
Smolewska, K. A., McCabe, S. B., & Woody, E. Z. (2006). A psychometric evaluation of the Highly Sensitive Person Scale: The components of sensory-processing sensitivity and their relation to the BIS/BAS and “Big Five.” Personality and Individual Differences, 40(6), 1269-1279.
Zeff, T. (2004). The highly sensitive person's survival guide: Essential skills for living well in an overstimulating world. New Harbinger Publications.
Schreier, M. C., Chen, E., & Hoffer, L. C. (2018). Socioeconomic status, stress, and sensitivity to environmental stressors. Current Opinion in Psychology, 27, 74-79.
Middendorp, C. M. van, & Vingerhoets, A. J. (2001). Sensory-processing sensitivity moderates cultural differences in anger and shame. Personality and Individual Differences, 31(5), 795-798.
Hillert, A., & Marquardt, M. (2015). Changes in stress and recovery in highly sensitive individuals due to short-term sensory and social overload. Frontiers in Psychology, 6, 1687.


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Lu
Sonntag 10 Mär 2024
Hey mein Lieber,
habe Deinen Artikel sehr aufmerksam gelesen.
Wie Du weißt gehöre ich auch zu den SPS Menschen, ich bin dankbar darüber. Wir sehen, fühlen und spüren mehr als andere, das ist ein Fluch und auch ein Segen.
Schreib dir alles von der Seele das hilft,
ich mache das auch seit vielen Jahren.
Sehr mutig von dir, weiter so!
Deine Freundin, seit Kindertagen, Lu
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