In 365 Tagen um die Welt

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In 365 Tagen um die Welt

Outdoor Team Powerfreak
Veröffentlicht von Ralf Kahl in lecker · Sonntag 17 Jan 2021 ·  48:15
Tags: kulinarischeWeltreise


Unsere kulinarische Reise um die Welt in 365 Tagen

Janúar
Es wird nie wieder so sein, wie es einmal war, denn dies ist politisch überhaupt nicht gewollt. Wir fahren aber so gerne mit der Eisenbahn, worauf wir wohl dieses Jahr verzichten müssen. Aus diesem Grund haben wir uns eine kulinarische Reise durch das Jahr 2021 vorgestellt. Wir reisen Monat für Monat durch die Welt und werden 12 kulinarische Leckereien vorstellen. Also setzen wir uns in den Eurostar und fahren nach London, jetzt sind es noch etwa 800 Meter zum Bahnhof London Euston von wo aus wir den Zug nach Holyhead nehmen. Man kann uns die Vorfreude schon förmlich ansehen, denn uns läuft bereits das Wasser im Mund zusammen, denn in Holyhead ist es nur noch ein kurzes Stück zum Hafen, denn hier wartet bereits unsere Fähre nach Dublin.

Dublin ist die Hauptstadt der Republik Irland und liegt an der Ostküste des Landes an der Mündung des Flusses Liffey mit einer Länge von 125 km. Für uns heißt es also:

Willkommen in Irland - Irische Kartoffelfladen





Im Ofen goldbraun gebacken und mit kanadischen Ahornsirup serviert, sind diese leckeren Fladen eine willkommene Abwechslung für den kulinarischen Alltag.

Zutaten:
500g festkochende Kartoffeln, 150g Mehl, etwas Salz, 2 TL Backpulver, etwas Pfeffer, ein Ei, ca. 50g Butter und Ahornsirip


 


Zubereitung:
Kartoffeln waschen und in wenig Salzwasser zugedeckt bei mittlerer Hitze in ca. 30 Min. weich kochen, danach Abgießen und im warmen Zustand pellen und abkühlen lassen. Mit einer Kartoffelpresse durchpressen, oder mit einer Reibe grob reiben und mit Mehl, Backpulver, 1 TL Salz, Pfeffer und Ei mit den Händen zu einem Teig kneten. Jetzt die Butter unter die Masse kneten. Den Teig ca. 15 Min. ruhen lassen. Ofen auf 200° vorheizen und das Backblech mit Backpapier auslegen. Teig in 10 etwa gleich große Stücke teilen, damit sich dann keiner benachteiligt fühlt. Die Stücke können nun zu Kugeln geformt werden, in Mehl wälzen und zu etwa handtellergroßen flachen Fladen drücken. Die Fladen auf das Blech legen und im Ofen ca. 20 Min. backen.
Wenn die Fladen goldbraun sind, können diese warm mit Ahornsirup serviert werden.

Is mian linn goile maith.

Schon heißt es wieder die Koffer packen, denn unsere nächste Reise ist ca. 1685,54 km Luftlinie entfernt, bei einer Fahrstrecke von 2799,88 km in ca. 38 Stunden und 23 Minuten.

February
Also wieder ab auf die Fähre und zurück nach London zur Euston Station. Doch Moment mal, jetzt sind wir schon einmal London, also warum fahren wir nicht mit dem Cab in unser Lieblingspub "The Book Club" in der Leonard Street, um ein englisches Frühstück zu essen, denn eine richtig gute Stärkung können wir beide schon gebrauchen. Von hier aus sind es mit dem Taxi nur 20 Minuten, hörte ich Trautchen sagen. Die Preise dort sind immer moderat und ein Platz haben wir auch direkt am Fenster bekommen.

Welcome in London - English Breakfast

Das Frühstück im The Book Club bietet alles, was das Herz begehrt: Eierspeisen, Pfannkuchen, Porridge, Avocado, Lachs, Früchte und vieles mehr. Typisch für London ist auch das englische Frühstück mit Baked Beans, Würstchen, Champions, gegrillten Tomaten und Toast, welches wir uns diesmal wieder gegönnt haben.




Im Hintergrund spielte gerade Jimi Hendrix sein Gitarrensolo von "Hey Joe". Für uns immer noch eines der größten Werke der Musikgeschichte.


 

We wish a good appetite.

Nach dem Frühstück lassen wir uns gleich mit dem Cab zum St Pancras International Station fahren. Er befindet sich im Stadtbezirk London Borough of Camden, denn von hier aus möchten wir unsere Reise fortsetzen. Wir fahren mit dem Eurostar 9060 und müssen 5-mal umsteigen. Vor uns liegt eine Zugfahrt von 30 Stunden und 35 Minuten, in der Hoffnung das wir auch alle Anschlusszüge schaffen. Ich kann es kaum glauben, der Zug setzte sich pünktlich in Bewegung und natürlich wurde genauso pünktlich der erste Happen aus dem Lunchpaket gefuttert, welches uns vom Club liebevoll zubereitet worden war. Vielleicht hat der eine oder andere unser Reiseziel schon erraten, wir jedenfalls sind jetzt schon sehr müde und versuchen, ein wenig zu schlafen. Irgendwie gelingt es uns jedoch nicht, wir sind zu aufgeregt, denn nach langer viel zu langer Zeit sehen wir endlich unsere liebe Freundin Lisabeth wieder. Das wir sie immer Lisbeth nennen, nach der Trilogie von Stieg Larssons Millenium fand sie schon immer lustig. Umso größer war ihre Freude, als wir uns vor ca. einem Monat telefonisch bei ihr gemeldet hatten. Wie immer hatten wir ein Verbot, ins Hotel zu gehen, denn ihre kleine Wohnung ist auch für uns groß genug. Ich kann mich noch gut erinnern, dass vor Lisbeths Fenster ständig Züge gefahren sind, als wir das letzte mal bei ihr waren, aber der Blick auf Karlbergssjön hat uns immer wieder entschädigt, trotz der Gleise im Blickfeld. Jetzt können wir es ja verraten, sagte Trautchen. Die Wohnung liegt in Stockholm im Stadtteil Vasastaden im Zentrum von Stockholm und ist ein Teil des Stadtbezirkes Normalm. Wir werden von Lisbeth vom Bahnhof abgeholt, weil wir uns noch gut erinnern können, wie oft wir uns das letzte Mal verlaufen hatten. Wenn wir nicht zurechtkommen sollten wir immer nach dem Glasshus fragen in Birkagatan 8, denn von dort war es nur noch um die Ecke Richtung Hauptstraße. Ralf konnte sich aber eher nur noch an den Boxclub AIF Boxing erinnern, den wir einmal besuchen durften.

Välkommen till Stockholm mars 2021

Lisbeth musste viel zu lange warten, um uns endlich in die Arme nehmen zu können, umso mehr hatte sie sich auf uns gefreut und umso herzlicher hat sie uns empfangen. Wir konnten ihren Herzschlag förmlich spüren. Kaum bei ihr angekommen erwartete uns ein gedeckter Tisch mit einer leckeren schwedischen Apfeltorte und einem guten Schuss Eierlikör.



Wir können gemeinsam nun ein paar schöne Tage mit unserer Freundin in Stockholm verbringen, denn die Fähre zu unserem nächsten Ziel fährt nur einmal die Woche.

 

Zutaten: ein gutes Kilo Äpfel, ca. 120 g Zucker, Saft von einer Bio Zitrone, 300 ml Wasser, 2 Päckchen Vanillepudding Pulver, ein selbstgemachter Biskuit Tortenboden, 2 Becher Schlagsahne und 100g leckere Schokoraspeln

Zubereitung: Gewaschene und geschälte Äpfel in kleine Stücke schneiden. Äpfel geben wir nun mit dem Saft einer Zitrone und dem Wasser und Zucker in einen Topf zum aufkochen. Wenn die Apfelstückchen weich sind, könnt ihr das Vanillepudding-Pulver hinzugeben, kurz aufkochen und dabei Rühren nicht vergessen. Jetzt kann die Masse abgekühlt werden. Der selbstgefertigte Tortenboden befindet sich bereits in einer Springform und kann nun mit der abgekühlten Masse befüllt werden. Nach dem glattstreichen ab in den Kühlschrank für 2 bis 3 Stunden. Jetzt nur noch die Sahne steif schlagen und auf die Torte streichen.

Die Tage in Stockholm sind wie im Fluge vergangen und der Abschied fiel uns sehr schwer. Unsere Tränen waren noch nicht getrocknet, als unsere Fähre das Ufer verlassen hat. Vor uns liegt eine Überfahrt von fast 39 Stunden, diese werden wir auch brauchen, um die neuen Eindrücke verarbeiten zu können.

Добро пожаловать в петербург, Апрель 2021 г.

Wir fahren mit der Fähre der Reederei St. Peter und genießen die Überfahrt in vollen Zügen bei strahlendem Sonnenschein. Unser Ziel diesmal ist Sankt Petersburg, welches vor 300 Jahren aus einem ehemaligen Sumpfgelände entstanden ist und heute die weltweit nordlichste Millionenstadt ist. Ihre prunkvolle Innenstadt zählt heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.  Da wir in Russland nun wirklich noch niemand kennen, haben wir uns mit einem privaten Reiseführer verabredet, diesen konnten wir im Vorfeld bequem im Netz buchen. Wir werden verschiedene Sehenswürdigkeiten besuchen, u.a. den "Winterpalast" Eremitage, die Sommerresidenz des Zaren den Peterhof sowie den Katharinenpalast in Puschkin. Ebenso die Peter-Paul-Festung und die zweitgrößte Kirche in Petersburg die Kasaner Kathedrale, natürlich darf dann die größte Kathedrale nämlich die Isaak Kathedrale nicht fehlen. Wie immer werden wir auch hier unseren Lieben Gedenken und eine Kerze anzuzünden. Doch bis es soweit ist, werden noch ein paar Stunden vergehen. Wir können aber jetzt schon verraten, dass wir unweit der Isaak Kathedrale einen Tisch über unseren Reiseführer Alexander buchen lassen haben, wo wir unser 4. Menü vorstellen werden. Also freuen wir uns jetzt schon auf ein exzellentes Menü im Russian Vodkaroom No. 1. Hier gibt es eine traditionelle russische Küche zu moderaten Preisen in einem traumhaften Ambiente auf gepolsterten Bänken.  



Wir haben eine Reservierung von 11:30 Uhr bis 16 Uhr, sagte Alex damals am Telefon. Schon als wir am Vodkaroom No. 1 angekommen sind, hörten wir von außen eine Balalaika spielen. Unsere Aufregung sah man uns gewissermaßen an, aber auch dass wir von dieser langen Reise ausgehungert waren. Jetzt können wir ja sagen, dass dieser Abschnitt der bisher aufwendigste Eintrag unserer kulinarischen Reise werden wird. Der Empfang war herzlich und das Ambiente wirkte hell und freundlich und war sogar in kleine Separees abgetrennt. Uns erwartet ein landesspezifisches Menü, welches wir so schnell nicht wieder vergessen werden.

 

 



 

 

Солянка
пельмени
гречневая каша
Morkov po korejski
шашлык
Трубочки
Желаем хорошего аппетита

Zum Abschied spendierte uns Alex noch einen Noble-Russian-Wodka von Beluga, welches einer der besten Vodkas der Welt sein könnte, wenn es nicht auf Platz 1 den Absolut Elyx Vodka aus Schweden geben würde. Aber auch diesen haben wir bereits bei Lisbeth in Stockholm genießen dürfen. Vor uns liegen noch ein paar schöne Tage in St. Petersburg. Also ab ins Renaissance St. Petersburg Baltic Hotel, denn wir sind schon ganz schön müde. Das Hotel liegt gleich in der Nähe und wir können zu Fuß gehen. Morgen planen wir unser nächstes Reiseziel, doch für heute sagen wir Спокойной ночи aus St. Petersburg.

Es gab vor vielen Jahren eine Absprache zwischen uns beiden, denn zum 35. Hochzeitstag wollten wir wieder nach Prag fahren, alte Erinnerungen auffrischen und unsere Freunde treffen. Nun sollte es doch anders kommen als geplant, aber aufgehoben ist nicht aufgeschoben. Wenn wir schon einmal hier sind, gönnen wir uns doch eine Zeitreise, sagte Ralf. Mit großen Augen schaute ich ihn an, wie meinst du das? Wir reisen nach Vilnius. Es ist die Hauptstadt von Litauen und bekannt für die Barockarchitektur, du wirst die Innenstadt lieben, denn dich faszinieren doch Häuser mit Charakter. Von der neoklassizistischen Architektur bis Gotik ist die Innenstadt auch ein Wallfahrtsort, denn wir können eine Ikone der Jungfrau Maria besuchen am Tor der Morgenröte. Schon alleine bei diesem Gedanken lief uns beiden ein kalter Schauer der Vorfreude den Rücken runter. Das nenne ich einen Plan, sagte Trautchen zu mir. So konnten wir unsere Abreise aus St. Petersburg noch in Ruhe vorbereiten und uns um genug Reiseproviant für die rund 660 km mit dem Zug nach Vilnius kümmern.

Добро пожаловать в Вильнюс Май 2021 г.

Sehr erschöpft sind wir am Hauptbahnhof der litauischen Hauptstadt angekommen. Wir wussten bereits, dass sich der Bahnhof südlich vom Zentrum der Innenstadt befindet. Ich habe mich bei der Planung dieser "Zeitreise" für das Domus Maria Hotel entschieden, denn es ist ein restauriertes Kloster aus dem 17. Jahrhundert, aber damit wollte ich ja Trautchen überraschen. Es ist ein 3 Sterne Hotel, welches ich in St. Petersburg gegen 23 Uhr gebucht hatte, als Trautchen schon schlief. Eine Übernachtung kostet 73 Euro, aber nur so lange ich nicht erwähnte, dass wir dort unseren 35. Hochzeitstag feiern wollen. Plötzlich gab es eine Diskussion im Hintergrund, welche ich nicht wirklich mitbekommen hatte. Mein Schulrussisch hält sich ja in Grenzen, aber als der Mitarbeiter wieder dran war, brachte er mich mit einem Angebot zum Staunen, so dass es für mich keine Alternative mehr gab. So hatte ich unser Hotel in Vilnius gefunden, welches keine 100 Meter vom Tor der Morgenröte aus dem 16. Jahrhundert entfernt ist. Jetzt heißt es erstmal ausruhen und ankommen, ich bemerkte jetzt schon das Strahlen in den Augen von Trautchen. Am Abend werden wir im Medininkai House eine Kleinigkeit essen. Die Neugier, die Stadt zu erkunden, war größer als unser Hunger.

Es fing schon langsam an zu dämmern und wir haben uns für ein leichtes Gericht entschieden. Wenn wir in der Heimat über Rote Beete sprechen, merken wir immer wieder, kaum einer mag sie und alle kennen sie nur als Salat aus dem Glas. Wir wissen jedoch, dass Rote Beete so vielseitig ist, deswegen ist dieses Gemüse das "Rote Gold" in unserer Küche und ganz sicher ein sehr wertvolles Gemüse. Umso mehr freuten wir uns, als wir Šaltibarščiai auf der Karte gelesen haben. Šaltibarščiai ist eine sehr leckere kalte litauische Rote-Beete-Suppe, welche mit Lauchzwiebeln, Gurke, Kefir und Dill zubereitet wird. Gerade an besonders heißen Tagen eine klare Empfehlung von uns.

Mehr möchten wir an dieser Stelle nicht verraten, denn wir feierten hier in Vilnius unser Leinwandhochzeitstag oder auch Korallenhochzeitstag. Das muss man erstmal schaffen.



 



Unser nächstes Reiseziel stand schon lange vorher fest und beginnt mit einem Werbespruch gesprochen von George Orson Wells (US-amerikanischer Hörspiel-,Film - und Theaterregisseur, Schauspieler und Autor). Er wirbt mit dem Slogan "Wahrscheinlich das beste Bier der Welt". Seit 1847 gebraut warb er damals mit seiner Stimme für Carlsberg. Bis heute servieren wir auch unseren Gästen diese leckere und weltweit verbreitete Biermarke mit dem Sitz in Kopenhagen.

Vor uns lag eine Zugreise von rund 815 km über Riga nach Stockholm und weiter nach Kopenhagen. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass diesmal Trautchen eine große Überraschung vorbereitet hatte. Bei dem Halt in Stockholm wurde sie sehr nervös und schaute immer auf ihr Handy und aus dem Fenster und wieder auf ihr Handy. Dass irgendetwas nicht stimmt, bemerkte ich erst, als wir im Zug angesprochen worden sind. Hej er båda, överraskning hörte ich eine Stimme die mir sofort die Tränen in die Augen trieb. Vor uns stand Lisbeth, ebenfalls mit Tränen in den Augen. Wir umarmten uns immer noch, als sich der Zug wieder in Bewegung setzte.

Für uns drei bedeutet das:

Velkommen til København, juni 2021

Erschöpft und müde kamen wir drei auf der Central Station Copenhagen an. Wir verließen den Bahnhof, um uns erst einmal zu orientieren. Kaum waren wir an der frischen Luft, standen wir auch schon vor einem riesigen Vergnügungspark. Die Temperatur war sehr angenehm und wir hatten die Wahl zurück durch den Bahnhof, da unser Hotel auf der anderen Seite lag, oder genau über die Straße in den Biergarten Tivoli um ein erfrischendes Carlsberger zu trinken. Für was wir uns entschieden haben, bleibt unser "Geheimnis". Nach ca. 45 Minuten gingen wir dann zurück durch den Bahnhof, um auf die andere Seite zu gelangen. Kopenhagen, wir kommen. Irgendwie hat die Vorfreude Oberhand gewonnen und wir kamen voller Energie am *** Hotel Ansgar an der Colbjørnsensgade 29 an. Dies entsprach in etwa unserem Budget, obwohl Trautchen im Vorfeld an ein gemietetes Ferienhaus dachte. Jetzt hieß es einchecken und ausruhen, denn schon am nächsten Tag stand unser neustes Menü auf der Speisekarte.

An der Ecke Halmtorvet / Lille Istedgade war unser Tisch reserviert im Restaurant Carlton. Ziemlich beschwingt und aufgedreht von den ersten Sehenswürdigkeiten kamen wir pünktlich zur Mittagszeit mit hungrigem Magen am Restaurant an. Innen ist es ein sehr schönes Restaurant, aber wir haben uns bei diesem herrlichen Wetter doch für einen Platz im Außenbereich entschieden. Die freundliche Bedienung brachte dann auch gleich 3 Karten und 3 Carlsberger, obwohl wir noch nicht richtig am Tisch saßen. Wie im Chor sangen wir: "Smörrebröd, Smörrebröd, römm, pömm, pömm, pömm“, als wir auf die Karte sahen. So war dann doch die Auswahl sehr schnell getroffen, nachdem wir drei herzlich lachen mussten. Smørrebrød ist die extrem gelungene dänische Leckerei, welche gern zu Mittag und mit Messer und Gabel gegessen wird. Smørrebrød ist sozusagen die Königin unter den belegten Broten, und hat rein gar nichts mit Fastfood oder einem schnöden belegten Brot zu tun, denn es ist ein traditionelles Mittagessen in der dänischen Küche und wie wir feststellen durften: verdammt lecker!



   

Diese fantastische kulinarische Auswahl wollte einfach nicht enden, als Ralf plötzlich die Stille des Genusses unterbrach und zur Bedienung sagte: "Ta med oss ​​tre Carlsbergere til, Værsågod." Wir haben ihn mit staunenden Augen angesehen, es klang auch ganz sicher nicht so, wie es hier geschrieben steht, aber die Bedienung brachte tatsächlich, breit lächelnd drei weitere Carlsberger.




Wir drei waren satt bis zum Abwinken, als Ralf zum Abschluss eine kleine Dose hervorkramte mit kleinen Zetteln drin. Auf den Zetteln stand: Polen, Belgien, Frankreich, Tschechien, Österreich, Ungarn und die Schweiz. Mit verbundenen Augen durfte Lisbeth unser neues Reiseziel bestimmen. Im Stillen hoffte Trautchen auf Tschechien, was heißt im Stillen? Sie trommelte auf dem Tisch herum und schrie schon fast: Ich will nach Prag. Lisbeth wusste aber auch, dass es bald hejdå snart heißen wird. Ja jag är så nyfiken sagte Lisbeth und reichte Ralf den kleinen Zettel. Läs texten, läs texten und das tat Ralf auch, mit den Worten: Paris, wir kommen.


Jag önskar av hela mitt hjärta att du kan komma till Paris med oss. Detta farväl gör ont i hjärtat. Vi älskar dig Lisabeth.
Wir konnten noch ein paar schöne Tage in Kopenhagen verbringen, wir haben in dieser Zeit sehr viel gelacht und geweint, denn keiner von uns drei konnte den Schmerz verbergen, denn der Abschied stand kurz bevor. Vi ses snart igen, sa Lisabeth hej. Utlovat!

So begannen wir die Planung der Reise nach Paris, dabei merkten wir, wie gedrückt die Stimmung war, aber die Vorfreude auf die Stadt der Liebe brachte uns schnell wieder auf andere Gedanken. Wir wussten, dass vor uns rund 1027 km lagen, genug Zeit, um das bisher erlebte Revue passieren zu lassen. Die Fahrkarten (1. Klasse: 389,80 Euro) hatten wir auch rechtzeitig gekauft, bei zweimal Umsteigen sind wir in ca. 15 Stunden in Paris. In Hamburg haben wir 1 Stunde und 24 Minuten und in Karlsruhe allerdings nur 23 Minuten Zeit, um den Anschluss zu finden. Wird schon alles gut gehen, sagte Trautchen, dabei sah ich eine Träne, die langsam an ihrer Wange herunter rollt.

Es war bereits 22:45 Uhr als wir am Kopfbahnhof Paris Gare de l’Est mit ca. 21 Minuten Verspätung angekommen sind. Wir waren fertig mit der Welt, einfach nur fertig und müde, obwohl wir die meiste Zeit im Zug geschlafen haben. Jetzt noch schnell ins Hôtel Little Régina einchecken, Duschen und ab ins Nest.

Bienvenue à Paris, juillet 2021

Wir haben viel zu lange geschlafen, so das wir das Frühstück verpasst haben. Aber wie lassen uns Zeit, wollen erst einmal die Gegend erkunden, bevor wir uns ins Getümmel von Paris stürzen wollen. Die Zeit verging heut irgendwie schneller als sonst. Erschöpft und begeistert zu gleich von den vielen Eindrücken kamen wir durch Zufall am Cafe Accueil vorbei, genau der richtige Platz für eine Rast hörte ich Trautchen sagen. Alle Plätze sind belegt, schau doch sagte Ralf und genauso schnell saß er aber auch an dem Tisch, der gerade frei geworden ist. Die Bedienung konnte nicht schnell genug den Tisch für uns vorbereiten und murmelte die ganze Zeit etwas auf französich. Bienvenue à l'Accueil. Ralf sagte, ich glaube, sie sagte gerade Willkommen zu Hause, nachdem er umständlich an seiner Sprachapp herumgetippt hat. Trautchen musste grinsen, das Café heißt doch so. Wie es sich für verliebte gehört, bestellten wir 2 Kaffee und Petit Fours, denn dies sind typische französische feine kleine Kunstwerke der Pâtisserie. Wir wussten nicht, dass wir in diesem Moment eine ganze Schachtel davon bestellt haben. 6 Stück für jeden hörte ich und schon waren genau 6 Stück auf Trautchens Teller gelandet, aber sie wusste ja bei, der Vielfalt kann ich mich ewig nicht entscheiden.




 

 

Ralfs Augen begannen zu leuchten, als er sagte: schicken wir doch eine Kiste nach Schweden zu Lisbeth. Das ist ja eine gute Idee, schon war Ralf verschwunden, mit Handy und mit seiner Übersetzungsapp. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er lächelnd wieder in den Außenbereich: erledigt. Als diesmal die Rechnung kam, wieder murmelte die Kellnerin irgendetwas Unverständliches, mussten wir aber schlucken, nur diesmal war es kein Petit Fours. 2 Kaffee und 2 Boxen Petit Fours (incl. gekühler Versand) kostet 42 Euro. Als Dank für das Entgegenkommen wurden 50 Euro draus.

Es wurde Zeit aufzubrechen, denn der Rest des Tages war bereits gut durchgeplant. Also ab in die U(9) Strasbourg-Saint-Denis nach Iéna. Der U-Bahnhof Iéna ist eine unterirdische Station der Linie 9 der Pariser Métro. Jetzt lagen noch ca. 1,2 km vor uns. Eiffelturm wir kommen. Je später der Abend umso hungriger der Magen. Gut das wir einen Tisch vorbestellt hatten in der Bar of the Eiffel Tower in der 2 Avenue de la Bourdonnais. Bei der Bestellung haben wir nachgefragt, ob es auch vegane Speisen gibt. So wussten wir ebenso, dass wir am Abend ein köstliches veganes Ratatouille auf der Speisekarte vorfinden werden.

 

Wir konnten noch viele Tage gemeinsam in Paris genießen. Unvergesslich war auch unsere Weinverkostung auf dem Weingut Les Vignerons Réunis. Das Languedoc-Roussillon ist bekannt für seine hervorragend-mediterranen Weine, welche im östlichen Südfrankreich entlang der Mittelmeerküste angebaut werden. Die Winzergesellschaft Les Vignerons Réunis hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesem Landstrich durch erstklassiges Know-how und langjährige Erfahrung liquide Köstlichkeiten mit unverwechselbarem Charakter zu entlocken. Die Hauptanbaugebiete sind Fitou – eine Enklave in den Corbières mit eigener AOC – und das (in etwa 90 Autominuten weiter nördlich gelegene) Département Hérault. Bei dieser Gelegenheit planten wir auch unsere weitere kulinarische Reise, denn nach Spanien ist es ja nur noch ein Katzensprung.


Bienvenidos a Barcelona agosto 2021

Diesmal wird die Zeit eh wie im Fluge vergehen, denn unsere Fahrt von Paris Gare de Lyon nach Barcelona Sants dauerte nur ca. 6 Stunden und 37 Minuten. Hier wussten wir schon das unser Hotel (AC Hotel by Marriott Sants Passeig de Sant Antoni, 36-40), gleich in der Nähe vom Bahnhof liegt. Also raus an die frische Luft vorbei am Parc de l'Espanya Industrial und zum Check-in ins Marriott. Für uns heißt es ankommen und erst einmal ausruhen, denn die Nacht war schon lange angebrochen.

Unser Morgen begann mit einem ausgedehnten und reichhaltigen Frühstück und einem entspannten langen Spaziergang durch den Parc de l'Espanya mit seinen vielen Skulpturen. Sogar ein kleiner Metalldrache "lief" uns über den Weg. Irgendwie waren wir uns wieder einig, wir hatten deutlich zu viel zum Frühstück gegessen. Wie im Chor sagten wir beide, wir lassen heute das Mittagessen ausfallen, dafür suchen wir uns ein ruhiges Restaurant zum Abend.

Für einen Moment mussten wir heute an Trier denken, denn wir haben an unserem ersten Tag schon sehr viele archäologische Stätten aus der römischen Zeit besichtigen dürfen. Wie in Trier bekamen wir bei der Besichtigung Gänsehaut. Für uns bedeutet das Geschichte zum Anfassen, da durfte das katalanische archäologische Museum natürlich nicht fehlen.

"He, schau mal Ralf, hier sieht es aber gemütlich aus." Wir waren spontan am Außenbereich der Tapasbar Més K Tapes vorbeigeschlendert, als unsere Entscheidung gefallen war. Hier präsentieren wir unser neues Gericht für den Monat August. Zuvor wollte Ralf jedoch noch unsere Grußkarte an Lisbeth schreiben. Er versuchte sich wieder in Schwedisch, da hat Lisbeth wieder was zum Lachen, dachte währenddessen Trautchen. Wenn auch Du eine Karte über mypostcard versenden möchtest, klicke einfach hier und verwende den Code ICBDND.



Von unserem Platz aus konnte man wunderbar die Menschen beobachten, welche oft in Gesprächen vertieft waren oder lauthals zu Lachen begannen. Es war ein tolles Gefühl, diesem Treiben zuzusehen. Manchmal trafen sich Blicke mit den unseren und wir fühlten uns heimisch und willkommen. Was so ein Lächeln nicht alles bewirken kann. Wir beide hatten schon so einen Appetit bekommen, als wir die Speisen von den anderen Tischen sahen, dass wir uns nicht mehr zurückhalten konnten. Wusstet ihr, dass Tapa nichts anderes bedeutet als Abdeckung bzw. Deckel. Traditionell gibt es dazu ein Wein, jedoch kann zu Tapas auch Bier gereicht werden. Wir haben uns jedoch für Wein entschieden und prompt standen 2 Flaschen Wein auf unserem Tisch. In Gedanken sagte ich mir, irgendwas hast du bei der Bestellung wohl falsch gemacht.



Tapas
Für Spanier gelten die Tapas eher als kleines Appetithäppchen, für uns war es jedoch eine komplette Mahlzeit, wir staunten nicht schlecht, als unsere "Häppchen" serviert worden sind.



Das sich Ralf auf die Garnelen stürzen würde, war irgendwie von vornherein klar. Sie sind mit dem servierten Dip aber auch wirklich lecker.

 

   

Wir erlebten hier einen sehr familiären und gemütlichen Abend mit vielen leckeren Speisen und sehr angenehmen Gästen und wir verabschiedeten uns erst, als die Sonne komplett untergegangen war. Als wir gingen, spielte die Bar gerade "Escalera al cielo" ein sehr schönes spanisches Liebeslied. Mit dieser Melodie im Kopf schlenderten wir Hand in Hand zurück ins Hotel.

Am nächsten Morgen waren wir noch so verschlafen, so das wir erst einmal einen kräftigen Schluck Kaffee zu uns nehmen mussten, als Ralf plötzlich mit einer grandiosen Idee um die Ecke kam. Du kennst doch den Film Casablanca mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart? Nu klar, kam es wie aus der Pistole geschossen. Wir befinden uns ja bereits in der Nähe von Marokko, also wollen wir einen Abstecher nach Casablanca machen um im Ricks Café unser nächstes Menü vorzustellen? Trautchen sagte jedoch ganz selbstbewusst, du weißt schon, dass der Film fast vollständig in Los Angeles gedreht wurde und nicht in Marokko und das es Ricks Café in Wirklichkeit nie gab? Aber genau auf diese Frage war ich bereits vorbereitet. Kannst du mir dann das erklären, als ich dort angerufen habe, in Ricks Café, in Casablanca hat tatsächlich jemand abgehoben und ich konnte einen Tisch für uns bereits vormerken lassen, er braucht nur noch die Bestätigung. Trautchen Augen begannen zu leuchten, das glaub ich nicht, fauchte sie mich fast an. Doch nun konnte ich ja die Karten auf den Tisch legen, denn das Restaurant ist eine freie Nachbildung des Schauplatzes aus dem Film Casablanca und befindet sich in einem alten Herrenhaus aus den 1930er Jahren und wurde 2004 eröffnet. Du weißt schon, dass Marokko in Afrika liegt, sagte Trautchen. Wollen wir dieses Abenteuer wirklich wagen? Es war ein Gemisch aus Vorfreude, Abenteuerlust und Sorge als Ralf sagte, ja wir werden es wagen.

Schweigend standen wir im Foyer unseres Hotels, wir wollten den Großteil unseres Gepäckes zur Aufbewahrung im Hotel Marriott lassen, denn für die Reise nach Casablanca wollten wir nur das nötigste mitnehmen. So blieben zwei kleine Koffer übrig und die Reise konnte beginnen.

Unsere Zugfahrt begann wie erwartet in Barcelona-Sants mit Halt in Corboda-Central und nach weiteren 3,5 Stunden strandeten wir in Algeciras. Die Fahrt war bisher sehr angenehm gewesen, freute sich Trautchen. Sie wusste jedoch in dem Moment noch nicht, dass es ab hier mit dem Bus weitergeht. In 500 Meter haben wir unseren Anschluss erreicht. Wir kamen schon etwas verschwitzt an der Algeciras San Bernardo Bus Station an, als ich eine Art stöhnen hörte, ne oder? Ich sagte grinsend doch, es sind nur 45 Minuten. Genervt und gestresst zwängten wir uns in den Bus, irgendwie mussten wir da rein, denn er fuhr nur einmal täglich. Nach 45 Minuten kamen wir in Tarifa - Centro de Salud an. Als wir aus dem Bus herausquollen holten wir erst einmal tief Luft, jetzt können wir uns Zeit lassen, die Fähre startet erst in 2 Stunden. Wenn Blicke töten könnten, wäre hier wohl die Reise für mich zu Ende. Die Stunde werden wir auch noch schaffen, denn so lange dauerte die Überfahrt nach Tangier und wenn alles klappt, schaffen wir unseren Anschlusszug. Es war dieser eine Moment unserer Reise, als ich mir wünschte, ich hätte diese nie vorgeschlagen. Mit der Laune am Boden und gefühlten 20 Kontrollen unserer Dokumente kamen wir müde und wütend am Saca-Voyageurs an und Ralf dachte jetzt schon an die genervte Rückfahrt.

مرحبا بكم في الدار البيضاء
marhaban bikum fi aldaar albayda sibtambar 2021

Es ist dunkel und ich habe etwas Angst, waren meine Gedanken, als Trautchen sie bereits ausgesprochen hatte. Wir zwei, nachts in Casablanca. Dieser Bahnhof ist der wichtigste Knotenpunkt von Marokko und selbst zu so später Uhrzeit noch sehr belebt. Wie sollen wir nur unser Hotel finden? Wir waren beide so übermüdet, dass wir uns für ein Taxi entschieden haben. So rollten wir mit unseren 2 kleinen Koffern dem Ausgang entgegen. Schon auf dem Weg zum Ausgang wurden wir mehrfach angesprochen, im Nachhinein kann ich sagen, dass es bereits Taxifahrer waren, auch wenn sie englisch sprachen, haben wir kein Wort verstanden. Draußen erwartete uns eine Armada von roten Taxis und wir stiegen in ein Petit Taxi ein. Die Koffer waren verstaut und gerade, als wir losfahren wollten, kam plötzlich noch ein dritter "fremder" Fahrgast hinzu. Keine Ahnung, wo dieser hin wollte, als mich der Fahrer ansah murmelte ich etwas vom Cercle Naval Hotel, denn das buchte ich, weil es ganz in der Nähe von Ricks Café lag. Die Adresse hatte ich für den Notfall noch im Hotel in Barcelona auf einen Zettel geschrieben, (Bd des Almohades, Casablanca 20250) doch der Fahrer wusste sofort Bescheid, wo er uns absetzen sollte. Check-in und unter die Dusche und ab ins Bett. Gute Nacht aus Casablanca. ليلة سعيدة يا الدار البيضاء

Am Morgen sah die Welt schon wieder besser aus und so konnten wir bei einem ausgiebigen Frühstück den Tag planen. Auf dem Programm stand ein Besuch einer der ältesten Moscheen von Casablanca Mosquée Ould el-Hamra sowie der großen und prachtvollen Hassan-II.- Moschee مسجد الحسن الثاني direkt am Meer, welche 1933 mit aufwendiger Gestaltung und einer Höhe von 210 Meter erbaut worden ist. Am Nachmittag wollten wie beide noch einen Basar besuchen in der Old Medina of Casablanca. Ralf war auf dem Basar kurz verschwunden, stellt euch nun mal den Schrecken vor. Aber er blieb an einem Stand stehen und feilschte um einen Kameluntersetzer, den er unbedingt haben wollte. So kam er freudestrahlend auf mich zugelaufen und zeigte mir ein weiteres Andenken für nur 30 Dirham aus Marokko. Ich dachte dabei, wir haben nur 2 Koffer mit, was will er alles noch mitschleppen. Aber Ralf ist ein Nostalgiker, denn er zehrt sehr lange von solch schönen Erinnerungen.

Am Abend war es dann endlich so weit, wir standen bereits aufgeregt vor Ricks Café. Hier wurde eine Illusion zur Realität und wir konnten von draußen schon beschwingte Piano Musik der 50er Jahre hören. Beim betreten wurden wir von den orientalischen Gerüchen überflutet, welche uns, so wie die Musik, noch lange in Erinnerung bleiben werden. Willkommen in einem orientalischen Traum dachten wir beide gleichzeitig, so überwältigt waren wir von dem Anblick. Der Empfang war sehr freundlich und wir wurden direkt an unseren Tisch auf der Empore gebracht, so dass wir einen tollen Blick auf den Pianisten hatten. Wir waren so überwältigt, dass wir diese Stimmung erst einmal wirken lassen wollten.

Gastfreundlichkeit wird in Marokko sehr groß geschrieben und so brachte man uns 2 Gläser grünen Tee mit marokkanischer Minze an den Tisch, denn dies ist ein fester Bestandteil der Kultur. So nutzten wir die Gelegenheit, um unsere Bestellung aufzugeben. Wir bestellten Djaj Mhamer mit saftigen Maakouda. Djaj Mhammer ist das Königsessen aus der traditionellen marokkanischen Küche und wird auch oft zu Hochzeiten zubereitet. (Marokkanisches Zitronenhuhn mit marokkanischen Kartoffelpatties.) Wir wurden beobachtet, als Ralf in sein Diktiergerät sprach, ich glaube, das war bestimmt nicht erwünscht. Wir sagten, wozu wir die Aufnahme brauchen und schon war der النادل nach hinten verschwunden. Er kam schnell grinsend wieder mit der Erlaubnis das wir einen Blick in die Küche werfen dürfen. Wir fühlten uns geehrt und Ralf lies sich die Gelegenheit nicht entgehen. Unser Essen wurde traditionell in einem Tajine Topf gegart.

   

Bei einem Glas grünen Tee und der Musik von Glenn Miller am Piano wurde unser Essen fast unbemerkt vor uns serviert. Wir waren verzaubert von dem Ambiente. Der Piano Man spielte "In the Mood" und wurde bei seiner Präsentation immer schneller und schneller und wir konnten beobachten, dass fast alle Gäste ihr Essen unterbrachen, um der Darbietung zu folgen.

 



 

Unser Gericht war ein orientalischer Leckerbissen, ich glaube so viel Zeit wie an diesem Abend haben wir uns noch nie fürs Essen genommen. Es gab so viele neue Aromen zu entdecken, während der Pianomann sein Bestes gab.
Ricks Café am Place du jardin public, 248 Bd Sour Jdid, Casablanca 20250, Marokko schließt um 23 Uhr. So mussten auch wir uns auf den Weg machen. Der Pianomann spielte ein letztes Stück und ich überlegte die ganze Zeit, woher ich diese Melodie kannte. Zum Abschied aus Ricks Café übergab ich Trautchen noch eine kleine Rose, die inzwischen schon sehr gelitten hatte mit den berühmten Worten: "Schau mir in die Augen Kleines." Wir mussten beide sehr lachen und haben uns nie glücklicher gefühlt. Es war ein so schöner Abend, den wir wohl nie wieder vergessen werden. Der Rest der Nacht, ach da spare ich mir meine Worte lieber auf, denn es sind ja noch 3 Gerichte die auf uns warten.

Am nächsten Morgen wurde ich sehr liebevoll geweckt und ich konnte aber an Ralfs Augen sehen, dass er sich große Sorgen machte. Noch vorm Frühstück erklärte er mir, dass wir vorläufig nicht nach Barcelona zurückfahren können. Es gab sehr große Unruhen und Demonstrationen für die Unabhängigkeit Kataloniens, so dass unsere Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden kann. Ich habe bereits unser Hotel in Barcelona angerufen, ob es eine Möglichkeit gibt unser Gepäck nach Lissabon zum "Hotel Mundial" per Kurier zu senden. Es gab die Möglichkeit. Es gibt fast immer die Möglichkeit, wenn du bereit bist zu zahlen. Meine Gedanken wirbelten im Kreis herum und ich fragte vorsichtig: Du willst wirklich nach Portugal mit mir fahren? Ja, es ist ein 4-Sterne-Hotel und es wird unsere Koffer einlagern, bis wir uns dort am Check-in melden. Wenn du möchtest, bleiben wir noch bis zum Wochenende in Casablanca und machen uns dann Montag auf den Weg nach Lissabon. Gut das wir so wenig Gepäck dabei haben, denn wir werden ca. 20 Stunden unterwegs sein. Trautchen wurde ein wenig schwummrig, dann heißt es ja wieder Zug, Bus und Fähre? Ja genau, nur dass von Algeciras aus noch eine weitere Busfahrt notwendig ist. Ich verschwieg ihr aber an dieser Stelle, dass diese Busfahrt 13 Stunden dauern wird.


Bem-vindo a Lisboa em outubro de 2021

So gegen 18:15 Uhr sind wir, ziemlich aufgedreht, am Busbahnhof Sete Rios, Lisboa angekommen. Die Fahrt war angenehmer, als wir dachten, denn wir haben uns tatsächlich mit Almeira gut unterhalten können. Sie studierte in Deutschland, bevor sie wieder 2020 zurück in die Heimat ging. So haben wir im Vorfeld schon viele Informationen über Lissabon erhalten, welche unsere Vorfreude nur gesteigert hat. Wir haben kurz vor der Ankunft noch unsere Adressen ausgetauscht.

Gemütlich schlenderten wir drei zur U-Bahn, denn wir wussten bereits von Almeira, dass diese aller 10 Minuten fahren. 2 Euro ärmer und 7 Minuten später haben wir uns an der Station Restauradores von Almeira entgültig verabschiedet. Obrigado e manteremos contato Almeira. Jetzt waren es noch ca. 650 Meter bis zum Hotel Mundial. Punkt 20 Uhr lagen wir frisch geduscht und bereits schlafend in unseren Betten in Lissabon.

Der nächste Morgen überraschte uns mit einem herrlichen Sonnenschein, der ins Zimmer strahlte, wir hatten tatsächlich am Vorabend vergessen, den Raum zu verdunkeln. Um so erfreuter war Ralf, als er unser Gepäck aus Barcelona in einer Ecke stehen sah. Ich konnte seine Freude im Gesicht sehen, als er mich sanft aus meinen Träumen weckte. Beim Frühstück strahlte er immer noch so sehr, dass ich nach dem Grund fragte. Wir machen eine Rundfahrt mit der Eléctricos de Lisboa, sagte er immer noch strahlend. Almeira sagte doch uns, es ist DAS Erlebnis in Lissabon, denn die originalen Wagen sind aus den 1930er Jahren und im Inneren komplett aus Holz. Wir sollen unbedingt die Linie 28E nehmen, denn diese fährt durch unglaublich enge und steile historische Gassen. Die Tram 28E fährt zwischen den Endhaltestellen Martim Moniz und Capo Ourique und vielleicht finden wir ein Restaurant, in dem wir unser Gericht für den Monat Oktober präsentieren können. Während der Fahrt wurde Ralf auf einmal total blass, sein Herz schlug schneller und ich konnte mir die Aufregung nicht erklären. Wie gebannt schaute er einer Frau hinterher, in einer Bahn, die uns gerade entgegenkam. Am Anfang dachte ich mir nichts dabei, denn wir hatten gerade in der Nähe der Endhaltestelle Martim Moinz unser Restaurant für die Präsentation gefunden. Unser Restaurant öffnet erst wieder nach 18:30 Uhr, aber wir konnten unseren Tisch für den Abend noch schnell bestellen, denn ab 16 Uhr war unser Restaurant Verde Minho (Calçada Santana 17, 1150-169 Lisboa, Portugal) erst einmal geschlossen. Ralf war immer noch in Gedanken und wie weggetreten, als ich dann doch fragte, wer war die Frau und woher kennst du sie? Ralf antwortete mit zitternder Stimme: "Ich glaube, ich habe Tokio* gesehen." (*Úrsula Corberó) Bella Ciao 10 Languages HD


O nosso menu em Lisboa, Verde Minho

Überpünktlich und sehr hungrig standen wir um 19:10 Uhr vor dem Restaurant Verde Minho. Wie erwartet wurden wir sehr gastfreundlich empfangen und zu unseren Tisch im Außenbereich begleitet. Die Dekoration erinnerte mich wieder daran, dass die Portugiesen eine Seefahrernation sind. Man konnte erkennen wie sehr Vasco da Gama und Ferdinand Magellan hier verehrt werden. Trautchen sagte übermütig, der Aufstieg hat sich gelohnt, denn dieses Restaurant ist ein wenig versteckt und sehr authentisch, jedoch "verdammt" voll. Gut das wir unseren Tisch vorher bestellt haben.

Da wir beide Sovina bereits kannten, bestellten wir gleich 2 große Gläser von dem leckeren Bier und wenn ich lecker sage, meine ich es auch so, denn es wird nach traditionellen Rezepten und nur mit natürlichen Zutaten gebraut. Wir bestellten somit unser Menü für den heutigen Abend: Caldo Verde und Cozido à portuguesa für 2 hungrige Personen.

     

Caldo Verde
Caldo Verde ist einer der Nationaleintöpfe von Portugal, der Name bedeutet in der Übersetzung sowas wie "Grüne Brühe" und besteht aus Kartoffeln und Grünkohl, Zwiebeln, Chorizo, Knoblauch, etwas guten Öl und Salz und Pfeffer. Grünkohl bietet viel Vitamin C, ist gut für die Augen und schützt Körperzellen und fördert die Blutbildung. Es ist somit ein hervorragendes Gemüse und kann zu vielen Gerichten kombiniert werden. Ihr werdet es lieben.

 


Cozido à portuguesa

Wir beide staunten nicht schlecht, als der Hauptgang Cozido à portuguesa serviert worden ist und wir dachten zuerst, die Suppe war schon der Oberhammer. Da haben wir uns ja was vorgenommen, sagte Ralf ganz erstaunt, zumal wir unseren Fleischkonsum schon sehr eingeschränkt hatten. Aber schon beim Anblick lief uns das Wasser im Mund zusammen. Sogar der Kellner konnte sich sein grinsen nicht verkneifen. Er sagte zu uns Primeiro, espero que aproveitem a refeição. Wir nickten freundlich zurück und sagten die einzigen zwei Worte, welche wir auf Portugiesisch bisher kannten: Muito obrigado.

 



 

Zum Abschluss des Abends tranken wir noch einen Ginjinha, es ist ein beliebter portugiesischer Kirschlikör. Ein bisschen Tradition sollte schon sein. Ralf sagte zum Abschied: "Wenn man sich heute Lissabon anschaut, kann man sich kaum noch vorstellen, als 1755 gegen 9:40 Uhr die Erde bebte und dabei das gesamte Stadtzentrum zerstört worden ist." Es wurde Zeit, zurück ins Hotel zu fahren, denn das Verde Minho schließt um 22 Uhr. Es war ein toller Abend und die 3 Minuten zum Hotel werden wir doch wohl zu Fuss schaffen, sagte Trautchen.

Wir konnten noch viele Tage in Lisboa verweilen, bevor es an die Planung der weiteren Reise ging. Somit konnten wir wertvolle Erinnerungen einer bemerkenswerten Architektur und der Gastfreundlichkeit der Bewohner mit nach Hause nehmen. Unvergessen bleibt unser Besuch der Torre de Belém und das Mosteiro dos Jerónimos Kloster, welche im Jahre 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden sind.

So neigt sich unsere abenteuerliche Reise dem Ende, denn jetzt geht es wieder Richtung Heimat. So planten wir gemeinsam im Hotel unser letztes Reiseziel. Doch diesmal gab es zwei Voraussetzungen, wir reisen wieder mit der Bahn und Trautchen bestimmt das Ziel. Da ich im Vorfeld wusste, wohin die Reise gehen wird, wollte ich Trautchen damit überraschen, denn wir werden diesmal kein Hotel, keine Pension und kein Restaurant benötigen.

Die Koffer sind gepackt und alle Sachen gut verstaut. Ich sollte mich nochmals an der Rezeption melden, denn es wurde für uns noch ein Mega-Lunch-Paket geschnürt. Sie wussten ebenso, wohin die Reise gehen wird und Trautchen konnte ihren Augen nicht trauen, als ich mit zwei weiteren vollen und stabilen Beuteln mit den Worten: "Die müssen auch noch mit", vor ihr stand. Vor uns lag eine Reisezeit von über 32 Stunden. Da war es doch schon selbstverständlich, dass wir noch an diesem Abend in den Nachtzug einsteigen werden. (Santa Apolónia - Hendaye - Massy Tgv - Lyon-Saint Exupery - Torino Porta Susa - Trieste Centrale)

Benvenuti nella città portuale di Trieste, novembre 2021

Gegen Mittag kamen wir in Triest Central an und spürten schon beim Aussteigen die herbe Seeluft, welche uns stürmisch begrüßte. Aber es sollte nicht die einzige stürmische Begrüßung bleiben. Von weiten sahen wir schon ein Pärchen wild mit den Armen winkend. Es war dieser eine Moment, den wir wohl nie wieder im Leben vergessen werden. Vor uns stand Francesco ein langjähriger Brieffreund von Trautchen mit seiner Freundin Chiara. Es ist das erste Mal, dass wir uns alle gegenüberstehen und in den Armen halten können, obwohl wir uns schon so lange "kennen". Nicht nur für uns ging in diesem Moment ein Traum in Erfüllung. Trautchen konnte sich mit Francesco gut unterhalten, denn durch die vielen Jahre hatte sich sein deutsch sehr verbessert, ganz zu schweigen von unserem italienisch. Chiara war ebenso aufgeregt und sie erzählte und erzählte, bis wir alle gemeinsam hilfesuchend Francesco ansahen, denn wir verstanden... kein einziges Wort. So gingen wir vier lachend zum Auto und fuhren gemeinsam zur Wohnung direkt an dem Canal Grande. Keine 10 Minuten später, entlang der Corso Camillo Benso Conte di Cavour, bogen wir an der Brücke Ponte Verde in die Via Gioacchino Rossini ein und fuhren hinter bis zur James Joyce Statue, als Francesco uns drei aussteigen ließ, denn wir sind am Ziel angekommen. Geht schon mal hoch, sagte er, ich fahre noch schnell die restlichen Besorgungen machen und komme dann nach. Er wusste ja, welches traditionelles Gericht es geben wird und er wollte unbedingt noch einen Trentingrana dazu besorgen. Doch für heute hieß es erst einmal ankommen, es gab so viel zu erzählen, dass wir unsere Müdigkeit kaum noch spürten.

Oh, haben wir lange geschlafen. Diese Reise hat doch ganz schön an den Kräften gezehrt. Um so erfreuter waren wir, als wir das hektische Treiben aus der Küche hörten. Heute gibt es ein "arme Leute" oder auch "Resteessen" auf vielfachen Wunsch von Ralf, weil dies einer seiner Leibgerichte ist. Bei einer Tasse Kaffee erfuhren wir ganz nebenbei, dass unser heutiges Menü auch die Lieblingsspeise von Chiara und Francesco ist.

Canederli mit Lucanica und Pilzen (Ralfs bestellte "Extrawurst") sowie Canederli in brodo

Ralf sagt immer, dieses Menü ist ein hervorragendes Beispiel, wie man aus "Restern" echte Köstlichkeiten produzieren kann. Wir durften uns in der Wohnung umsehen, während Francesco in der Küche wütet und Chiara uns versucht zu unterhalten.

Chiara parla semplicemente troppo velocemente, la nostra app può registrare e tradurre bene il discorso.


 



 



Nach dem Essen wollten wir mit Francesco und Chiara reden, es lag eine eigenartige Spannung in der Luft und Chiara stellte 4 Gläser Rotwein bereit. Wir konnten unsere Aufregung und Freude kaum verbergen, denn ein NEIN wollten wir nicht akzeptieren. Sono nervoso ora, ma tu lo stai rendendo eccitante, sagte Chiara. Ihr habt uns so herzlich aufgenommen, was haltet Ihr davon, wenn wir alle zusammen, bei uns zu Hause Weihnachten und Silvester gemeinsam verbringen? Francescos Augen begannen in dem Moment so zu leuchten, als er sich zu Chiara drehte mit den Worten:Vogliamo andare in Germania per Natale? Wie versteinert saßen wir da, als Chiara laut rief: Sei pazzo, sì. Das haben sogar wir zum Teil verstanden und somit konnten wir mit Freudentränen in den Augen auf diesen besonderen Moment anstoßen.

Wir haben noch fast 3 Wochen vor uns, bevor wir vier die Reise in die Heimat beginnen. Possiamo davvero usare questa pausa, sagte Chiara. Wir schauten uns hilfesuchend um, aber das lächelnde Gesicht von Chiara, musste was Gutes bedeuten.

Die Tage vergingen wie im Flug und eines Abends begannen Francesco und Trautchen die Fahrt in unsere Heimat zu planen. Wir waren uns alle einig, diese knapp 14-Stunden-Reisezeit schaffen wir auch noch. Ralf`s Unterhaltung mit Chiara verlief eher stockend und lachend. Er konnte schon immer gut mit Händen und Füßen reden, dachte Trautchen, weil mit italienischen Worten klappte es nicht wirklich gut. Als Francesco rief: Abbiamo finito di pianificare il viaggio. (21:28 Uhr Trieste Central nach Udine über Willach Hbf. nach München und weiter nach Erfurt, den Rest erledigt die Regionalbahn). Wir werden gegen 11 Uhr am Hauptbahnhof in Gera ankommen, strahlte Trautchen uns an. Es war auch der Moment, wo unsere Sehnsucht nach der Heimat am größten war. Ralf wollte noch eine letzte Überraschung planen, er telefonierte sehr lange und Trautchen übersah, in dem Moment, dass Ralf am Telefon seine Tränen nicht unterdrücken konnte. Kurz bevor er das Gespräch beendet hatte, hörten wir ihn sagen: "Jag vill fira jul med de människor jag älskar av hela mitt hjärta." Er drehte sich weinend zu uns um: "Was wird uns diese Zukunft noch bringen?" Wir haben ihn noch nie so emotional erlebt.

Am 21.11.2021 ist Totensonntag, wir brechen damit eine Tradition, welche wir im Dezember nachholen werden. Sagte Trautchen sehr melancholisch, dabei wussten wir beide sofort, was damit gemeint war. Sehr schnell, versuchte sie dann, das Thema auf etwas Schöneres zu lenken, und erinnerte uns dran, dass es eine weitere Tradition in unserer Familie gibt. Einen Tag nach Totensonntag und auch nur zu Weihnachtszeit gibt es die schlesischen Weißwürste im Handel, bevor diese wieder für ein Jahr aus den Auslagen verschwinden. Das machte Francesco und Chiara natürlich neugierig und somit stand bereits ein Menü für den Weihnachtsabend fest. Ralf hört ich sagen, er war immer mit Opa Helmut unterwegs, um welche zu besorgen, Oma hat sie dann gebraten und nach und nach kam immer die ganze Familie zusammen. Diese schöne Erinnerung wird uns ein Leben lang begleiten. Else und Helmut waren schlesische Flüchtlinge, sie wurden aus Landeshut vertrieben. Wir hatten nach der Wende lange nach einem Fleischer gesucht und alle "schlesischen Weißwürste" die wir so sahen, durchprobiert. Es war einfach nicht mehr der gleiche Geschmack, bis wir eines Tages den Volltreffer landeten. Somit konnte diese schöne Tradition weiterleben bis heute und auch dieses Jahr werden wir unsere schlesischen Weißwürste von dieser speziellen Fleischerei holen.

Zurück in der Heimat Gera, Dezember 2021/ Tornato a casa a Gera, dicembre 2021/
Återvänd till Gera, december 2021

Wir schreiben den 07.12.2021 als wir gegen 11:00 Uhr in unserer Heimat Gera, völlig aufgedreht aber auch übermüdet und durchgefroren, angekommen sind. Ralf wagte es tatsächlich zu fragen, ob wir die paar Meter zu uns nach Hause laufen wollen? Ich weiß gar nicht mehr, was es war, was da auf Ralf`s Kopf zugeflogen kam, aber es fühlte sich nach einer halb vollen kleinen Wasserflasche an und wie schnell sich Trautchen dabei wegduckte. 10 Minuten später und 20 Euro ärmer stiegen wir 4 aus dem Taxi vor unserem Haus aus. Es war doch die bessere Entscheidung, aber inzwischen haben wir ja alle lernen müssen, mit welchen Mitteln das Wort "freiwillig" in einen Zwang und einer Nötigung umgesetzt werden kann. Mit großer Verwunderung standen wir vor unserer Haustür, auf der geschrieben stand "Välkommen!". Trautchen brach sofort in Tränen aus, als sich unsere Wohnungstür öffnete und Ralf hörte man im Hausflur ganz cool rufen: " Hej Lisbeth".

Gegen 14 Uhr saßen wir alle fünf zusammen bei einer starken Tasse Kaffee und leckeren Spitzbuben und Dominosteinen. Lisbeth war bereits seit 2 Tagen bei uns in der Wohnung und konnte unser Wiedersehen kaum noch erwarten. Sie überbrückte die Zeit mit der Zubereitung verschiedener Leckereien, um uns zu überraschen. Ihre selbstgemachten Dominosteine waren so verdammt lecker, dass wir alle nicht genug bekommen konnten, trotzdem waren wie immer die Spitzbuben als Erstes aufgegessen.

   

 



Jetzt seid ihr bestimmt nicht mehr so durchgefroren, strahlte Lisbeth uns an. Wusstet ihr, dass es in Schweden eine "Mauer der Freundlichkeit" gibt? Wir schauten sie alle fragend an. Ja, es gibt im Herzen von Stockholm "The Wall of Kindness". Sie sagte auf Schwedisch: "Jag tycker att varje stad borde ha ett sådant hjärta i sitt centrum." Es bedeutet, jede Stadt sollte solche eine "Mauer" haben, sie wirkte dabei schon fast stolz. Sie erzählte weiter, dass die Idee aus dem Iran kommt und dort 2015 installiert worden ist. Seit 2020 haben wir solch einen Wall auch in Stockholm. Jeder kann dort eine Jacke oder auch andere Gegenstände hinhängen, die er zu viel hat, um andere Menschen zu unterstützen, die zu wenig haben. Kurz vor ihrer Abreise nach Deutschland sah sie dort sogar einen fast neuen Kinderwagen stehen. Auch ich habe schon Handschuhe und selbstgestrickte Schals und Stirnbänder dort abgelegt. Diese waren sehr dankbar und schnell angenommen worden, denn bei uns ist es nochmals deutlich kälter als bei euch hier. Etwas wehmütig sagte sie dann auch: "Det är dock väldigt tråkigt att sådana initiativ måste finnas om och om igen." Diesem letzten Satz konnten wir nur zustimmen, nachdem Francesco ihn für Chiara übersetzte: "Tuttavia, è molto triste che tali iniziative debbano esistere."

Seit vielen Jahren bekommen wir zu Weihnachten von Lisbeth ihre speziellen schwedischen Weihnachtsplätzchen Havreflarn zugesendet. Jedes Jahr freut sie sich mehr darauf, uns diesen Genuss zukommen zu lassen, und jedes Jahr wurden die Pakete größer. All das konnten wir nur toppen, indem wir Lisbeth zu uns nach Hause zum Weihnachtsfest einladen. Sie war ja schon oft bei uns, aber noch nie so eine lange Zeit hintereinander. Nur diesmal hat sie übertrieben. Lass Lisbeth 2 Tage alleine in der Wohnung und sie stellt alles auf den Kopf. Hier nur eine kleine Auswahl vom Gebäck, welches uns für die nächsten Tage erwartete.



 

 

   

 

Am nächsten Tag wurden Lisbeth und Ralf weggeschickt, denn Francesco und Chiara wollten nun auch ein italienisches Gericht für uns zaubern. Ralf schnappte sich Lisbeth auch gleich und sagte, wir holen die schlesischen Weißwürste. Soll ich 20 oder 40 mitbringen? Übertreib nicht wieder und Ralf sagte im Gehen, ok 40. Dabei liegen wir dieses Jahr noch unter dem Durchschnitt der letzten Jahre, sagte Ralf grinsend zu Lisbeth und diesmal sind wir zu fünft.

Erst zur Mittagszeit kamen beide lachend wieder aus der Stadt zurück. Sie wirkten so glücklich und man konnte ihnen ansehen, dass sie die Realität verdrängt haben, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Chiara rief schon sehr vorlaut: "Sei arrivato esattamente nel posto giusto, il pasto è pronto." Wir schauten sie alle hungrig und fragend an, so dass es diesmal Chiara war, die anfing zu lachen.

 

Sie zeigte uns diese beiden Bilder auf ihrem Handy und wir sahen uns alle fragend an. Was soll denn das sein? "lasciati sorprendere". "Pasta sfoglia, idea facile per l’antipasto di Natale. Deliziosa ghirlanda natalizia." Unsere Blicke richteten sich alle auf Francesco. Er sagte uns, dass es einen Blätterteigkranz mit frischem Lachs und Spinat geben wird. Wir machen diesen Kranz fast zweimal im Monat und dies ist unsere Tradition zu Hause. Lasst euch einfach überraschen.

 

Und wie wir überrascht waren. Das war vielleicht eine leckere Mahlzeit. Neben Schinken und Lachs rundet der Spinat dieses Gericht so harmonisch ab, dass wir uns entschlossen haben, dieses Gericht an Silvester erneut zu servieren.  

Heute nun musste ich das erste Mal feststellen, dass ich doch ein wenig eifersüchtig geworden bin. Noch nie hat Ralf sein "Kartoffelsalat Geheimnis" mit jemanden geteilt. Wir haben ihn schon so oft gelöchert, aber er blieb stumm. Diesmal machte er mit Lisbeth den Salat und keiner durfte die beiden dabei stören. Lisbeth ist nun auch eingeweiht, denn sie wünschte es sich schon seit ein paar Jahren. Nun hat sie ihren besten Freund "geknackt", wie sie es immer so schön sagt.



   

Wenn selbst ich (Trautchen) sagen muss, so gut hast du ihn noch nie gemacht, waren Chiara, Francesco, Lisbeth und Ralfi so zufrieden und satt, wie seit langem nicht mehr.

He, du hast es geschafft, diese kleine Reise glücklich zu beenden. Jetzt kommt noch die große Silvesterfeier. Leider dürfen wir in Deutschland nicht verraten, wo diese stattfinden wird. Für uns zählt nur eines. Wir sind zusammen, mit den Menschen die wir Lieben, mit unseren Kindern, mit unseren Freunden, auch wenn diese kleine fantastische Reise ein wenig Realität verbirgt.

Danke fürs Lesen und einen guten Rutsch in ein gesundes und glückliches Jahr 2022. Vergesse nicht den Moment, den du erlebst, es könnte der Letzte gewesen sein. Was ist, wenn ich dir heute schon sagen werde: Dank der Politik der Verbote, der totalitären Zerstörung, der Enteignungen, wird es wohl ein Moment der Erinnerungen werden.

Unsere Tochter Marie zitierte zu Weihnachten Harriet Beecher-Stowe, vielleicht das wichtigste Zitat in unserem Leben:

"Wenn du dich in der Zwickmühle befindest, und alles sich gegen dich verschwört, und du meinst, nicht länger durchhalten zu können, darfst du auf keinen Fall aufgeben, denn jetzt ist der Augenblick gekommen, da alles sich zum Guten wendet".

"Se sei in imbarazzo e tutto cospira contro di te, e pensi di non poter più resistere, non devi assolutamente arrenderti, perché ora è giunto il momento in cui tutto andrà bene".

"Om du är i kläm och allt konspirerar mot dig, och du tror att du inte kan hålla ut längre, får du absolut inte ge upp, för nu har ögonblicket kommit då allt kommer att bli bra".

Lisbeth, Chiara, Francesco, Ralf und Trautchen.



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